Kinderwunsch bei PCOS: Natürliche und medizinische Wege im Überblick
16.04.2025
Zuletzt aktualisiert am 16.04.2025
Wenn eine Schwangerschaft auf sich warten lässt, kann das verschiedene Ursachen haben – eine davon ist das Polyzystische Ovarialsyndrom, kurz PCO-Syndrom oder PCOS genannt. PCOS tritt bei 5–10 % aller Frauen im gebärfähigen Alter auf und ist damit eine der häufigsten hormonellen Störungen. Die Erkrankung kann den Eisprung und Zyklus negativ beeinflussen und damit eine Schwangerschaft erschweren.
Sollten Sie betroffen sein, bedeutet die Diagnose jedoch nicht, dass Ihr Kinderwunsch bei PCOS unerfüllt bleiben muss. Es gibt verschiedene Wege, die Ihre Fruchtbarkeit fördern können – von einer gezielten Anpassung der Ernährung und des Lebensstils bis hin zu Hormontherapien und speziellen Kinderwunschbehandlungen.
Welche Maßnahmen und Behandlungsmethoden Ihre Chancen auf eine Schwangerschaft verbessern, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist PCOS?
PCOS ist eine komplexe Stoffwechsel- und Hormonstörung, deren genaue Ursachen nicht vollständig geklärt sind. Experten vermuten eine Kombination aus genetischen Faktoren, Insulinresistenz und einem Ungleichgewicht der Geschlechtshormone.
Die Symptome können von Frau zu Frau unterschiedlich stark ausgeprägt sein: Durch einen seltenen oder ausbleibenden Eisprung ist der Zyklus unregelmäßig oder findet gar nicht statt, was die Umsetzung des Kinderwunsches erschwert. Ein erhöhter Spiegel von männlichen Hormonen kann Hautprobleme, vermehrten Haarwuchs oder -ausfall verursachen. Betroffene leiden oftmals unter einer Insulinresistenz, die das Risiko für Diabetes und Übergewicht erhöht. Bei etwa 70 % der Frauen mit PCOS befinden sich in den Eierstöcken eine Vielzahl kleiner, unreifer Follikel, die dem Syndrom seinen Namen geben.
PCOS wirkt sich oft auch auf das psychische Wohlbefinden aus: Symptome wie Gewichtszunahme, Akne oder vermehrter Haarwuchs können zu Unsicherheiten und sozialem Rückzug führen. Ein unerfüllter Kinderwunsch sowie hormonell bedingte Stimmungsschwankungen können die Partnerschaft belasten und das Risiko für Depressionen und Ängste erhöhen. Eine frühzeitige Diagnose ist besonders wichtig, um geeignete Therapieoptionen zu finden – insbesondere für Frauen mit Kinderwunsch.
Wie beeinflusst PCOS den Kinderwunsch?
Ein erhöhter Spiegel männlicher Hormone (Androgene) kann Ihren Zyklus aus dem Gleichgewicht bringen. Zusätzlich können hohe Insulinwerte die Hormonproduktion negativ beeinflussen und den Eisprung unterdrücken. Aus diesem Grund kommt es häufig zu unregelmäßigen oder ausbleibenden Zyklen, bei denen keine befruchtungsfähigen Eizellen heranreifen. Das hormonelle Ungleichgewicht stört außerdem den Reifungsprozess der Eibläschen (Follikel), was die Qualität Ihrer Eizellen mindert und Ihre Chancen auf eine Schwangerschaft sinken lässt. Wenn eine Schwangerschaft eintritt, verläuft die Entwicklung des Embryos oft nicht optimal, weshalb Frauen mit PCOS ein erhöhtes Risiko für frühe Fehlgeburten haben.
Trotz dieser Herausforderungen gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die Sie auf Ihrem Weg zur Familie unterstützen: Lebensstiländerungen, die Einnahme von Medikamenten oder Kinderwunschbehandlungen können Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft erhöhen.
So unterstützt ein bewusster Lebensstil Ihren Kinderwunsch bei PCOS
Wenn Sie unter PCOS leiden, können Sie Ihre Fruchtbarkeit auf natürliche Weise positiv beeinflussen. Eine Kombination aus gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung, Stressmanagement und gezielt eingesetzten Nahrungsergänzungsmitteln kann dazu beitragen, Ihren Hormonhaushalt zu stabilisieren. Damit erhöhen Sie Ihre Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft sowie den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung.
- Ernährungsumstellung
Die richtige Ernährung spielt eine zentrale Rolle bei PCOS, insbesondere wenn eine Insulinresistenz vorliegt. Mit kohlenhydratreduzierter Nahrung oder einer mediterranen Ernährung, die reich an gesunden Fetten, Eiweiß und ballaststoffreichen Lebensmitteln ist, können Sie Ihren Blutzuckerspiegel stabilisieren und den Hormonhaushalt positiv beeinflussen. Eine bewusste Ernährung hilft zudem, Entzündungen zu reduzieren und die Eierstockfunktion zu verbessern. Eine Gewichtsabnahme kann bei 5 bis 10 % aller übergewichtigen PCOS-Patientinnen zu einer gravierenden Besserung ihrer Beschwerden führen. - Bewegung und Sport
Regelmäßige körperliche Aktivität kann den Insulinspiegel senken, die Durchblutung der Eierstöcke verbessern und so den Zyklus regulieren. Besonders empfehlenswert sind moderate Ausdauersportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Spaziergänge, aber auch kräftigende Übungen zur Förderung des Muskelaufbaus. Bereits leichte, aber regelmäßige Bewegung kann helfen, Ihren Stoffwechsel zu optimieren und den Eisprung zu unterstützen. - Stressreduktion
Chronischer Stress kann den Hormonhaushalt zusätzlich belasten und sich negativ auf Ihren Zyklus auswirken. Entspannungstechniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können Ihnen helfen, Ihr Stressniveau zu senken und das Gleichgewicht der Hormone zu fördern. Auch ausreichender Schlaf und bewusste Pausen im Alltag tragen dazu bei, Ihren Kinderwunsch zu unterstützen. - Nahrungsergänzung
Bestimmte Vitamine und Mineralstoffe können Frauen mit PCOS zusätzlich unterstützen. Besonders Inositol hat sich als hilfreich erwiesen, da es die Insulinempfindlichkeit verbessern und den Zyklus regulieren kann. Häufig liegt auch ein Vitamin-D-Mangel vor, der den Hormonhaushalt und die Eizellreifung ebenfalls negativ beeinflusst. Weitere sinnvolle Ergänzungen können Omega-3-Fettsäuren, Magnesium oder Zink sein – nehmen Sie Nahrungsergänzungsmittel aber nur in Absprache mit Ihrem Arzt, Ernährungsmediziner oder Ernährungsberater ein.
Mit einer Kombination dieser Maßnahmen können Sie Ihre Gesundheit verbessern und Ihren Körper auf eine Schwangerschaft vorbereiten. Allerdings wirken sie oft nur unterstützend und ersetzen keine medizinische Therapie. Wenden Sie sich mit Ihrem unerfüllten Kinderwunsch bei PCOS deshalb auch an Ihren Gynäkologen oder Reproduktionsmediziner, damit dieser Ihnen frühzeitig helfen kann.
Diese Therapien können Ihren Kinderwunsch bei PCOS unterstützen
Wenn Änderungen des Lebensstils für die Erfüllung Ihres Kinderwunsches bei PCOS nicht ausreichen, stehen Ihnen verschiedene medizinische Behandlungsmethoden zur Verfügung:
- Medikamentöse Therapie
Um den Eisprung zu fördern, wird häufig Clomifen eingesetzt. Dieses Medikament stimuliert die Ausschüttung der Hormone FSH und LH, wodurch die Reifung der Eizellen angeregt und die Wahrscheinlichkeit eines Eisprungs erhöht wird. Falls Clomifen nicht anschlägt, können auch Aromatasehemmer wie Letrozol eine Alternative sein. Diese senken den Östrogenspiegel, was die Produktion von FSH steigert und so den Eisprung auslöst.
Zusätzlich kann Metformin, ein Medikament zur Behandlung von Insulinresistenz, helfen, den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren und die Hormonproduktion positiv zu beeinflussen. - Hormonelle Stimulation
Für Frauen, bei denen eine medikamentöse Therapie allein nicht ausreicht, können Spritzen mit Gonadotropinen (FSH- oder LH-Präparate) hilfreich sein. Diese Hormone fördern das Wachstum der Follikel und lösen den Eisprung gezielt aus. Wichtig ist hier jedoch ein behutsames Vorgehen durch einen erfahrenen Arzt, da die Eierstöcke bei PCOS oft empfindlicher auf eine hormonelle Stimulation reagieren. So können viele Follikel gleichzeitig heranreifen, womit das Risiko eines Ovariellen Hyperstimulationssyndroms (OHSS) steigt. Durch eine niedrigere Hormondosis, engmaschige Ultraschallkontrollen und den Einsatz spezieller Medikamente oder alternativer Methoden zur Auslösung des Eisprungs kann dieses Risiko jedoch verringert werden. - Insemination, IVF und ICSI bei PCOS
Wenn eine Schwangerschaft trotz medikamentöser oder hormoneller Behandlung nicht eintritt, können Ihnen verschiedene Behandlungsmethoden der Reproduktionsmedizin auf Ihrem Weg zum Wunschkind helfen:
- Die Intrauterine Insemination (IUI) wird bei leichtem PCOS angewendet, wenn der Eisprung mit Medikamenten ausgelöst werden kann und die Spermienqualität des Mannes gut ist. Um die Befruchtung zu erleichtern, werden die aufbereiteten Spermien direkt in die Gebärmutter eingebracht.
- Eine IVF (In-vitro-Fertilisation) ist empfehlenswert, wenn andere Therapien bislang nicht erfolgreich waren oder das PCOS stärker ausgeprägt ist. Bei einer IVF werden die Eizellen entnommen, im Labor mit den Spermien zusammengebracht und als befruchtete Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt.
- Eine ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) kann bei PCOS helfen, wenn die Eizellqualität beeinträchtigt ist oder vorherige IVF-Versuche nicht erfolgreich waren. Diese Methode eignet sich insbesondere dann, wenn zusätzlich eine eingeschränkte Spermienqualität oder eine geringe Spermienzahl des Mannes vorliegt. Dabei wird ein einzelnes, ausgewähltes Spermium direkt in die Eizelle injiziert, um die Befruchtungschancen zu erhöhen. Anschließend wird der befruchtete Embryo in die Gebärmutter eingesetzt.
- Ovarialdrilling als operative Möglichkeit
In seltenen Fällen, wenn andere Behandlungsmethoden nicht erfolgreich sind oder nicht vertragen werden, kann ein laparoskopischer Eingriff, das sogenannte Ovarialdrilling, in Erwägung gezogen werden. Dabei werden kleine Gewebebereiche in den Eierstöcken verödet, um die Hormonproduktion positiv zu beeinflussen und den Eisprung anzuregen. Diese Methode wird jedoch nur noch selten angewandt.
Heutzutage gibt es eine Vielfalt an medizinischen Möglichkeiten, um Frauen mit PCOS gezielt zu unterstützen, ihre Fruchtbarkeit zu verbessern und ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Welche Therapie am besten für Sie geeignet ist, wird Ihr Arzt nach einer ausführlichen Untersuchung mit Ihnen besprechen.
Fazit
Auch wenn die Erfüllung Ihres Kinderwunsches bei PCOS eine Herausforderung sein kann, gibt es heute viele erfolgversprechende Maßnahmen, die Ihren Körper unterstützen und eine Schwangerschaft ermöglichen. Sowohl Änderungen des Lebensstils, wie eine angepasste Ernährung, Bewegung und Stressreduktion, als auch medikamentöse und hormonelle Behandlungen können helfen, Ihren Zyklus zu regulieren und den Eisprung auszulösen. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine individuell abgestimmte Kinderwunschbehandlung (Insemination, IVF oder ICSI) Ihre Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft erhöhen.
Wenn sich Ihr Kinderwunsch trotz eigener Bemühungen nicht erfüllt, zögern Sie deshalb nicht und wenden Sie sich an eine Kinderwunschklinik oder einen spezialisierten Facharzt. Dort erhalten Sie eine individuelle Beratung und gezielte Unterstützung auf Ihrem Weg zur Wunschfamilie. Manchmal braucht es etwas Geduld, die passende Behandlung zu finden. Lassen Sie sich davon nicht entmutigen – mit der richtigen Unterstützung stehen die Chancen gut, Ihren Kinderwunsch zu erfüllen!
Gehen Sie den ersten Schritt zu Ihrem Wunschkind und vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch mit unseren erfahrenen und einfühlsamen Ärzten. Gemeinsam finden wir den besten Weg für Sie.